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Der Gärtner ist nicht immer der Mörder

Bei der Digitalisierung einer bedeutenden Basler Skelettsammlung kamen Knochen zum Vorschein, die Kriminalistinnen und Kriminalisten vor ein paar Jahren vor Rätsel gestellt hatten.

Was geschah in diesem Garten in der Gemeinde Wintersingen?
Image: Kriminaltechnik der Polizei Basel-Landschaft

Die Aufregung war gross in Wintersingen (BL), als 2014 bei Gartenarbeiten Teile eines Menschenskeletts zum Vorschein kamen. Rasch waren die Polizei und die Gerichtsmedizin zur Stelle. Spezialistinnen und Spezialisten inspizierten das Areal und nahmen Bodenproben. Auch Fachleute der Kantonsarchäologie untersuchten den Fund. Ein Verbrechen war nicht auszuschliessen.

Beim Toten fanden sich keine weiteren Gegenstände, die auf sein Alter und den Zeitpunkt des Ablebens hinwiesen. Mit Hilfe forensischer und anthropologischer Methoden konnte festgestellt werden, dass hier die Reste eines etwa 14- bis 15-jährigen, 175 Zentimeter grossen jungen Mannes vorlagen. Eine Todesursache konnte nicht gefunden werden, denn Spuren von Verletzungen oder Krankheiten wiesen die Knochen keine auf. Die Datierung mit der Radiokarbonmethode brachte schliesslich Klarheit: Das Skelett stammte aus dem frühen Mittelalter.

Von Wintersingen nach Bottmingen

Nachdem die Staatsanwaltschaft die Ermittlungen eingestellt hatte, gelangten die Knochen von Wintersingen in die Skelettsammlung der Interkantonalen Arbeitsgemeinschaft zur Betreuung anthropologischer Funde in Bottmingen. Die Sammlung, die der Universität Basel angegliedert ist, stellt ein aussergewöhnliches Archiv des Lebens in der Schweiz von 6000 v. Chr. bis ins 19. Jahrhundert dar. Mit ihren Knochenfunden von rund 40'000 Menschen ist es eines der grössten derartigen Repositorien Europas.

Nun ist der mittelalterliche Jüngling bei einem Digitalisierungsprojekt im Rahmen der Initiative Schweizer Netzwerk Naturhistorische Sammlungen der SCNAT wieder aufgetaucht. SwissCollNet setzt sich für eine bessere Erschliessung der naturhistorischen Sammlungen in der Schweiz ein. Unterstützt vom Bund schafft es zusammen mit Museen, Hochschulen und Botanischen Gärten die Grundlagen für die Digitalisierung und langfristige Verwaltung und Nutzung der Sammlungen.

Vom Nachbarn wiederentdeckt

Das SwissCollNet-Projekt soll die Sammlung nun für Forscherinnen und Forscher, aber auch für die Öffentlichkeit, zugänglich machen und die Integration in die Swiss Virtual Natural History Collection ermöglichen. Dazu werden die Bestände gemäss Ethik- und Datenbank-Standards vollständig digital erfasst. Mitarbeitende fotografieren die menschlichen Überreste, ergänzen fehlende Daten, wandeln zugehörige Dokumente in geeignete elektronische Formate um und speisen die Daten in eine speziell konzipierte Datenbank.

Der Wintersinger Student Lukas Gomez, der bei der Aufarbeitung der Sammlung mithilft, staunte nicht schlecht, als er plötzlich die Knochen seines rund 1200 Jahre alten Nachbarn in den Händen hielt.

Lukas Gomez entdeckt beim Archivieren den Knochenfund aus seiner Gemeinde.
Lukas Gomez entdeckt beim Archivieren den Knochenfund aus seiner Gemeinde.Image: Laura Rindlisbacher, IPNA

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