St. Gallens Höhlenbären kehren zurück
Die Knochen eiszeitlicher Höhlenbären lagerten über hundert Jahre im Naturmuseum St. Gallen. Im Rahmen eines Digitalisierungsprojekts wurden sie nun inventarisiert und sind erstmals für die Wissenschaft und die Öffentlichkeit zugänglich – sogar in Form einer naturgetreuen Rekonstruktion einer Bärin.
Im Naturmuseum St. Gallen erwachen ausgestorbene Höhlenbären zu neuem Leben. Möglich macht dies die Inventarisierung und Digitalisierung eiszeitlicher Knochen der Museumssammlung. Gesammelt hatte sie der St. Galler Biologe und Geologe Emil Bächler vor über hundert Jahren im Drachenloch, im Wildenmannlisloch (beide SG) und im Wildkirchli (AI).
Im Rahmen eines Projekts des Schweizer Netzwerks Naturhistorische Sammlungen (SwissCollNet) und in Zusammenarbeit mit dem Museum Appenzell, dem Bündner Naturmuseum und der Naturwissenschaftlichen Sammlung Glarus wurden rund 50’000 Funde aus fünf Ostschweizer Höhlen gereinigt, nach wissenschaftlichen Kriterien beschriftet, systematisch abgelegt und sachgerecht eingelagert. Das eigens entwickelte Inventarsystem dient als Vorbild für die Archivierung von Tierresten aus archäologischen Grabungen. Dank der Aufarbeitung und Digitalisierung sind die Funde nun erstmals für Forscherinnen und Forscher vom In- und Ausland zugänglich.
Sonderausstellung «Eiszeit»
Die Sammlung des Naturmuseums St. Gallen ist nicht nur wissenschaftlich wertvoll, sondern auch historisch interessant. So stammen die Objekte aus den ersten bekannten hochalpinen Fundstellen mit eiszeitlichen Tierresten und Spuren des eiszeitlichen Menschen. Neben einzelnen Knochen und Zähnen besitzt das Museum praktisch vollständige Skelette eines männlichen Höhlenbären sowie eines Weibchens und seines Jungen.
Basierend auf den Knochenfunden hat der Präparator Lorenzo Vinciguerra die naturgetreue Rekonstruktion eines Höhlenbärenweibchens angefertigt. Zu sehen sein wird die auferstandene Bärin ab dem 12. Oktober 2024 zusammen mit Funden eines Höhlenlöwen und eines seltenen Leoparden in der neuen Sonderausstellung «Eiszeit».
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SwissCollNet
SwissCollNet setzt sich für eine bessere Erschliessung der naturhistorischen Sammlungen in der Schweiz ein. Unterstützt vom Bund schafft es zusammen mit Museen, Hochschulen und Botanischen Gärten die Grundlagen für die Digitalisierung und langfristige Verwaltung und Nutzung der Sammlungen.